Seit Herbst 2024 gibt es bei uns im Alsergrund, ein neues Bildungsangebot für erwachsene Geflüchtete: das College 25+. In der ehemaligen Wirtschaftsuniversität in der Augasse 2–6 werden Asylberechtigte, subsidiär Schutzberechtigte sowie Asylwerbende ab 25 Jahren gezielt unterstützt, ihre Bildungsbiografien zu vervollständigen, Sprachkenntnisse zu erwerben und einen Einstieg in den Arbeitsmarkt zu finden.
Das College 25+ ist ein Projekt der Stadt Wien, das in Zusammenarbeit mit dem Fonds Soziales Wien (FSW), dem Europäischen Sozialfonds Plus (ESF+) und dem waff entwickelt wurde. Dabei erfolgt die Umsetzung durch die Wiener Volkshochschulen in Kooperation mit der Volkshilfe Wien und der Caritas Wien. Das Angebot ist kostenlos, barrierefrei zugänglich und flexibel an die individuellen Bedürfnisse der Teilnehmer:innen angepasst.
Für wen ist das College 25+?
Angesprochen werden Menschen, die älter als 25 Jahre sind, entweder einen anerkannten Asylstatus oder subsidiären Schutzstatus besitzen und beim AMS Wien als arbeitslos gemeldet sind. Auch Asylwerbende, die sich in der Wiener Grundversorgung befinden, können am College 25+ teilnehmen. Die Zuweisung erfolgt in der Regel über das AMS Wien oder das Beratungszentrum AKOMPANO.
Das Bildungsangebot des College 25+ im Überblick
Das Bildungsangebot im College 25+ umfasst mehrere zentrale Bereiche. Teilnehmer:innen können Deutschkurse auf verschiedenen Niveaus besuchen, Alphabetisierung und Basisbildung erhalten, den Pflichtschulabschluss nachholen oder eine gezielte Berufsorientierung und praktische Berufserprobung absolvieren. Ergänzend dazu steht eine sozialpädagogische Begleitung zur Verfügung, die die Teilnehmerinnen individuell unterstützt, etwa bei psychischen Belastungen oder sozialen Problemen, die den Bildungsweg erschweren könnten.
Während der Teilnahme erhalten asylberechtigte Personen ein tägliches Kursgeld (DLU), das die finanzielle Situation während der Ausbildungsphase stabilisieren soll. Für Eltern wird eine kostenlose Kinderbetreuung angeboten, um die Vereinbarkeit von Bildung und familiären Verpflichtungen zu erleichtern. So soll durch diese umfassenden Maßnahmen sichergestellt werden, dass möglichst viele Teilnehmer:innen nicht nur den Zugang zu Bildung erhalten, sondern diesen auch tatsächlich nutzen können.
Erste Erfahrungen und Ergebnisse des College 25+
Nach etwas mehr als einem halben Jahr Betrieb zeigt sich bereits, dass das College 25+ einen wichtigen Beitrag zur Integration leistet. Zahlreiche Teilnehmer:innen konnten ihre Deutschkenntnisse erheblich verbessern, ihre Basisbildung ausbauen oder haben sich für den Pflichtschulabschluss angemeldet.
Neben den individuellen Erfolgen leistet das College 25+ auch einen strukturellen Beitrag. Bisher kaum erreichte Zielgruppen werden in den Bildungsprozess eingebunden. Erwachsene Geflüchtete über 25 Jahren hatten bislang oft nur sehr eingeschränkten Zugang zu Kursangeboten, die auf ihre speziellen Bedürfnisse zugeschnitten waren. Das College 25+ schließt diese Lücke und bietet damit eine wichtige Ergänzung zu bestehenden Integrationsmaßnahmen in Wien.
Eine Perspektive mit Zukunft
Das Projekt ist vorerst bis Ende 2025 gesichert. Es bleibt jedoch ein Ziel der Stadt Wien und ihrer Partnerorganisationen, das Angebot weiter auszubauen und langfristig zu etablieren, um möglichst vielen geflüchteten Menschen eine nachhaltige Perspektive zu bieten. Bezirksvorsteherin Saya Ahmad betont die Bedeutung dieses Bildungsprojektes:
“Als Menschenrechtsbezirk und „Sicherer Hafen“ ist es für uns als Bezirk selbstverständlich, geflüchteten Menschen die Möglichkeit zu geben, in Wien und in einem neuen Lebensumfeld anzukommen. Unabhängig davon, woher sie kommen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es für ein selbstbestimmtes Leben in Würde mehr braucht als Schutz. Als Bezirksvorsteherin bin ich daher stolz, dass wir mit dem Projekt College 25+ genau das leisten – wir vermitteln Bildung, bieten Beratung an und bereiten auf eine zukünftige Arbeit vor. Danke an die Stadt und allen Einrichtungen, die hier Großes leisten. Klar ist, Herausforderungen können wir nur gemeinsam meistern.”