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Foto: Kinderünernahmsstelle Wien Alsergrund

Foto: WStLA, Fotos des Presse- und Informationsdienstes, FC1: 65665/9 & WStLA, Fotoarchiv Gerlach, FC1: 256M, CC BY-NC-ND 4.0

Fürsorgegeschichte am Alsergrund: Die Kinderübernahmsstelle in der Lustkandlgasse

Justus Hartmann von Justus Hartmann
August 7, 2025
in Geschichte
Lesezeit: 2 Minuten zu lesen
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Von 1923 bis 1985 befand sich in der Lustkandlgasse 50 am Alsergrund eine besondere Einrichtung: die sogenannte Kinderübernahmsstelle der Stadt Wien. Sie war die erste Institution dieser Art in Europa und diente als zentrale Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche, die kurzfristig nicht in ihren Familien bleiben konnten – etwa wegen Krankheit, Armut, Obdachlosigkeit oder anderen sozialen Notlagen.

Die Kinder wurden hier medizinisch untersucht, registriert und vorübergehend versorgt, bevor sie in passende Betreuung weitervermittelt wurden – etwa in Pflegefamilien, Kinderheime oder Einrichtungen der Jugendfürsorge. Die Kinderübernahmsstelle war dabei ein Übergangsort mit klar geregelten Abläufen.

Ein Pfeiler der Fürsorge im Roten Wien

Die Einrichtung war Teil der umfassenden Sozialpolitik des Roten Wien. Zwischen 1926 und 1964 wurden insgesamt rund 63.000 Kinder in der Kinderübernahmsstelle betreut. Das entspricht etwa 40 Prozent aller 158.000 Kinder, die in diesem Zeitraum in die Pflege der Gemeinde Wien aufgenommen wurden.

Foto: Kinderübernahmsstelle
Der „Tagraum“ der Kinderübernahmsstelle. Foto: WStLA, Fotoarchiv Gerlach, FC1: 255M, CC BY-NC-ND 4.0

Das Ziel war es, Kindern in schwierigen Lebenssituationen rasch, strukturiert und standardisiert Hilfe zukommen zu lassen. Und zwar unabhängig vom sozialen Status ihrer Eltern. Nach einer Aufnahmeuntersuchung erhielten die Kinder Kleidung und wurden in Karteien erfasst. Dadurch wurde die Entscheidung über den nächsten geeigneten Aufenthaltsort getroffen.

Umbau, Umbenennung und neue Schwerpunkte

1964 beschloss die Stadt Wien einen grundlegenden Umbau der Kinderübernahmsstelle. Man wollte sich von der klassisch-institutionellen Heimerziehung lösen und stattdessen familienähnliche Kleingruppen schaffen. Auch der Schwerpunkt verschob sich: Hatte die Einrichtung ursprünglich vor allem medizinische Aufgaben, rückte nun die psychologische Betreuung stärker in den Vordergrund.

Foto: Kinderübernahmsstelle
Innenhof mit Plastik „Magna Mater“ von Anton Hanak (heute in der Körperbehindertenschule Mauer) Foto: WStLA, Fotoarchiv Gerlach, FC1: 1000M, CC BY-NC-ND 4.0

Am 22. November 1965 wurde die renovierte Einrichtung unter dem neuen Namen Julius-Tandler-Heim wiedereröffnet – benannt nach dem bekannten Arzt, Sozialreformer und Fürsorgestadtrat Julius Tandler. Aus diesem Grund erinnert bis heute eine Gedenktafel an ihn.

Zusammenlegung und Schließung

Am 13. Juni 1985 wurde das Julius-Tandler-Heim mit anderen Einrichtungen des Jugendamts zusammengelegt. Es entstand das Julius-Tandler-Familienzentrum der Stadt Wien – ein Zentrum mit verschiedenen Angeboten im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe.

Im Rahmen der sogenannten Heimreform wurde das Familienzentrum schließlich 1998 geschlossen. Heute befindet sich an diesem Ort der städtische Kindergarten Lustkandlgasse.

Zwischen Hilfe und Kontrolle: ein kritischer Blick

So innovativ und notwendig die Kinderübernahmsstelle in ihrer Zeit war, so wird sie heute auch kritisch betrachtet. Die standardisierten Verfahren und strengen Abläufe ließen nur wenig Raum für emotionale Begleitung. Somit wurden Entscheidungen über das weitere Leben der Kinder häufig ohne Mitsprache der Eltern getroffen – besonders Alleinerziehende hatten kaum Möglichkeiten, sich gegen eine Überstellung zu wehren.

Trotzdem bleibt die Kinderübernahmsstelle ein bedeutender Bestandteil der Wiener Sozialgeschichte: als Versuch, soziale Not strukturiert zu lindern – und als Ausdruck des Wandels im Umgang mit Kindheit, Armut und öffentlicher Fürsorge.

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Tags: geschichteJulius TandlerKinderübernahmsstellerotes wien
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