Sigmund Freud gehört zu den berühmtesten Persönlichkeiten, die je in Wien gelebt haben. Er gilt als Begründer der Psychoanalyse – einer Wissenschaft, die das Unbewusste, Träume und seelische Konflikte in den Mittelpunkt rückte. Freud wurde 1856 in Freiberg geboren und kam als Kind mit seiner Familie nach Wien. Fast sein ganzes Leben verbrachte er hier, bis er 1938 vor den Nationalsozialisten fliehen musste. Seine Ideen prägen die Psychologie und die Kulturgeschichte bis heute.
Sigmund Freud und der 9. Bezirk
Der Alsergrund war für Freud weit mehr als eine Wohnadresse. Er bildete über Jahrzehnte den Mittelpunkt seines Lebens und Arbeitens. Im Jahr 1891 zog Freud mit seiner Familie in die Berggasse 19. Dort lebte er fast fünfzig Jahre lang. Die Wohnung diente gleichzeitig als Ordination, als Arbeitszimmer und als Treffpunkt für Kolleg:innen und Freund:innen.

In diesen Räumen empfing er Patient:innen, analysierte Träume, schrieb Manuskripte und entwickelte die Theorien, die ihn weltberühmt machten. Auch die berühmte „Mittwochsgesellschaft“ – ein Kreis von Ärzt:innen, Intellektuellen und Künstler:innen – traf sich hier regelmäßig. Sie diskutierten über Psychologie, Philosophie und die Gesellschaft ihrer Zeit. Viele Ideen, die wir heute mit Psychoanalyse verbinden, wurden in diesen Abenden am Alsergrund erstmals ausgesprochen.
Freud’s Spuren, die bis heute sichtbar sind
Auch heute stößt man im Bezirk an vielen Orten auf Erinnerungen an Freud:
Das Sigmund Freud Museum
In der Berggasse 19 befindet sich heute das Freud-Museum. Es wurde 1971 eröffnet und ist einer der wichtigsten Orte für Freud-Forschung und -Erinnerung weltweit. Besucher:innen können die original erhaltenen Räume betreten, persönliche Gegenstände sehen und Einblicke in Freuds Arbeitsweise gewinnen. Nach einer umfassenden Renovierung zeigt das Museum auch Freuds private Wohnräume und bietet Ausstellungen.

Die Freud-Stele
Seit 1985 steht vor der Votivkirche eine Stele die an Sigmund Freud erinnert. Auch ein Teil des Votiv-Parks wurde nach ihm benannt. Die Stele wurde von Bürgermeister Helmut Zilk (SPÖ) enthüllt und trägt die Inschrift „Die Stimme des Intellekts ist leise.”

Sigmund Freud Statue
Freud studierte und promovierte 1881 in Medizin an der Universität Wien. Die alte Universitätsumgebung, zwischen Schottenring und Währinger Straße, ist noch heute ein Stück jener Welt, in der Freud zum Arzt ausgebildet wurde. Später hielt er hier Vorlesungen und prägte Generationen von Studierenden. Bis heute erinnert eine Statue in der Spitalgasse an ihn.

Die Berggasse
Wer heute durch die Berggasse geht, kann sich leicht vorstellen, wie Freud dort unterwegs war: Auf dem Weg in die Ordination, ins Kaffeehaus oder zur Universität. Die Straße ist bis heute ein Magnet für Freud-Interessierte aus aller Welt.
Auch außerhalb des Bezirks gibt es Erinnerungsorte, wie die Sigmund Freud Universität oder Gedenktafeln an ehemaligen Wirkungsstätten. Doch nirgendwo ist seine Präsenz so stark wie am Alsergrund.
Sigmund Freud lebte fast sein gesamtes Leben am Alsergrund
Freud war ein vielseitiger Denker, der nicht nur die Medizin, sondern auch die Literatur, Kunst und Gesellschaft beeinflusste. Seine Theorien zum Unbewussten und zu Träumen stießen auf Begeisterung, aber auch auf Kritik. Bis heute gibt es Debatten darüber, wie gültig seine Ansichten sind. Sicher ist: Ohne Freud wäre das moderne Verständnis von Psyche und Persönlichkeit nicht denkbar.
Freud selbst musste Wien 1938 nach dem „Anschluss“ verlassen. Er emigrierte nach London, wo er im Jahr 1939 starb. Doch seine Zeit am Alsergrund hat ein bleibendes Erbe hinterlassen: ein Museum, Erinnerungsorte und die lebendige Geschichte eines Mannes, der die Welt veränderte.