Wie heißt der 9. Bezirk?
Der 9. Wiener Bezirk heißt Alsergrund. Der Name ist tief in der Geschichte Wiens verwurzelt und lässt sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen. Über die genaue Herkunft streiten sich die Geister. Jedoch gilt es als sehr glaubwürdig, dass sich der Name auf einen Bach oder Fluss zurückführen lässt.
Woher kommt der Name „Alsergrund”?
Eine weniger weit verbreitete Erklärung des Namens ist es, dass der Name auf das Wort Alster „Elster” zurückzuführen sein könnte. Viele Sichtungen der Elster in dem Gebiet zu jener Zeit könnten zu der Namensgebung beigetragen haben. Bis heute ist der Vogel tief mit dem Stadtteil verknüpft und ziert seit jeher das Wappen des 9. Bezirks.
Als weitaus wahrscheinlicher gilt es jedoch, dass der heutige 9. Bezirk seinen Namen dem Fluss Als verdankt, der einst durch das Gebiet floss und eine prägende Rolle für die Entwicklung des Stadtteils spielte. Das Wort „Als” ist dabei überliefert vom keltischen alt “kühler Bach” oder dem slawischen olsa „Erle” zu stammen. Volkstümlich wurde dieser Bach als „Alsterbach” bezeichnet. Bereits im Jahre 1044 wurde die Als urkundlich erwähnt. In Dokumenten aus der Zeit der Habsburger Herrschaft wird das Gebiet als „in dem Alsergrunde“ oder „auf dem Alsergrund“ bezeichnet.
Der Fluss „Als” Lebensader und Namensgeber
Die Als, ein historischer Bach, entspringt im Wienerwald und floss einst durch das heutige Alsergrund-Gebiet, bevor sie in den Donaukanal mündete. Im Mittelalter war dieser Wasserlauf ein wichtiger Bestandteil der Stadt, da er Wassermühlen antrieb und die Landwirtschaft mit Wasser versorgte.
Doch der Fluss brachte nicht nur Vorteile: Immer wieder kam es zu Überschwemmungen, die angrenzende Siedlungen beschädigten. Um diesen Problemen entgegenzuwirken, wurde die Als ab dem 19. Jahrhundert kanalisiert und verschwand schließlich unter der Stadt. Heute ist die Als für die meisten Bewohner:innen unsichtbar und nur ihr Name lebt im Alsergrund weiter. Jedoch kam sie bei Bauarbeiten für die U-Bahn-Linien U2 und U5 2023 erneut zum Vorschein: Ein bislang unbekannter Abschnitt des alten Bachkanals der Als wurde unter dem Schottentor freigelegt. Dieser etwa 50 Meter lange Hohlraum, der jahrhundertelang verborgen blieb, war in keiner Karte verzeichnet und musste vor dem Weiterbau stabilisiert werden.
Der „Grund“ im Namen – Ein Hinweis auf die Topografie
Der zweite Teil des Namens, „Grund“, war in der Vergangenheit eine häufige Bezeichnung für fruchtbare, tief liegende Flächen entlang von Wasserläufen. Im mittelalterlichen Deutsch war dies eine übliche Bezeichnung für so eine fruchtbare Ebene oder ein Flusstal. Noch heute tragen viele Gebiete diesen Zusatz im Namen, was auf eine landwirtschaftliche Nutzung schließen lässt.
Im Fall des Alsergrunds war das Gebiet lange Zeit ein Vorort von Wien, geprägt von Feldern, Wiesen und kleinen Ansiedlungen entlang der Als. Erst mit der Expansion der Stadt wurde das Gebiet immer stärker bebaut und schließlich als 9. Bezirk integriert.