Zwischen Gründerzeithäusern, Gemeindebauten und modernen Wohnanlagen zeigt der Alsergrund, wie vielfältig Wohnen in einem der dichtest besiedelten Bezirke Wiens sein kann. Wer hier lebt, wohnt nicht nur zentral – sondern auch mitten in einer spannenden architektonischen Geschichte. Doch wie prägt die hohe Bevölkerungsdichte das Leben im Grätzl?
Mit einer Bevölkerungsdichte von 14.030 Personen pro Quadratkilometer gehört der Alsergrund zu den dichter besiedelten Bezirken Wiens (in ganz Wien: 4.656 Personen pro Quadratkilometer). Doch wie wirkt sich diese hohe Dichte auf das Wohnen aus? Welche unterschiedlichen Wohnformen gibt es hier, und wie zeigt sich die Geschichte des Bezirks in den Gebäuden wider? Diese Fragen werfen einen Blick auf die Wohnverhältnisse und die Entwicklung der Architektur am Alsergrund.
Wohnen am Alsergrund: Bevölkerungsdichte und Wohnsitztypen
Der Alsergrund ist mit seiner hohen Bevölkerungszahl auf vergleichsweise engem Raum besonders lebendig. Der Bezirk zeichnet sich durch eine große Vielfalt an Wohnsitztypen aus. 63 % der Alsergrunder:innen wohnen zur Miete, 12 % der Bewohner:innen leben dabei in Gemeindebauten bzw. im öffentlichen Wohnbau. Rund 12 % der Haushalte sind Eigentümer:innen, 4 % wohnen in Genossenschaftswohnungen, und 9 % wählen andere Wohnformen.
Wohnfläche und durchschnittliche Haushaltsgröße
Die durchschnittliche Wohnfläche pro Bewohner:in beträgt im Alsergrund 43 Quadratmeter, was deutlich mehr ist als der Wiener Durchschnitt von 35 Quadratmetern. In den Wohnungen wohnen im Schnitt 1,8 Personen, was im Vergleich zum Wiener Durchschnitt von 2,03 Personen pro Wohnung etwas geringer ist.
Mietpreise am Alsergrund
Die Mietpreise am Alsergrund sind etwas höher als in anderen Wiener Stadtteilen. Laut einer Analyse von „Willhaben“ liegt der Durchschnittspreis für Mietwohnungen im Jahr 2024 bei 19,26 €/m². Auch wenn diese Preise eine Herausforderung darstellen können, spiegeln sie die Attraktivität des Bezirks wider. Der Alsergrund überzeugt nicht nur durch seine gute Erreichbarkeit, sondern auch durch seinen historischen Flair und die hohe Lebensqualität. Diese Faktoren machen den Bezirk besonders begehrt, was die hohe Nachfrage nach Wohnungen zusätzlich antreibt und sich in den Mietpreisen niederschlägt.
Bauperiode und Architektur am Alsergrund
Der Alsergrund blickt auf eine vielfältige Baugeschichte zurück, die sich deutlich im Erscheinungsbild des Bezirks ablesen lässt. Insgesamt gibt es 1351 Gebäude, die noch vor 1919 errichtet wurden. In der Phase von 1919 bis 1944 kamen 150 neue Gebäude hinzu, nach dem Zweiten Weltkrieg wurden 243 Häuser gebaut und zwischen 1981 und 2021 weitere 223 Neubauten errichtet. Diese Entwicklungen haben dem Bezirk ein abwechslungsreiches Stadtbild verliehen.
Die Architektur reicht von den repräsentativen Gründerzeitbauten des 19. Jahrhunderts mit ihren großzügigen Innenhöfen und kunstvollen Fassaden bis zu den funktionalen Wohnanlagen der 1920er Jahre. In den 1950er Jahren wurden vor allem schlicht gestaltete Nachkriegsbauten errichtet, die auf das Wesentliche reduziert sind und aus der Notwendigkeit der Zeit entstanden. Heute ergänzen moderne Wohnbauten das Bild, die sich sensibel in das vorhandene Umfeld einfügen und den Alsergrund architektonisch weiterentwickeln. Das macht das Wohnen am Alsergrund sehr besonders.
Sozialer Wohnbau am Alsergrund
Der soziale Wohnbau hat seit 1923 eine wichtige Rolle am Alsergrund. In den 1920er Jahren entstanden die ersten kommunalen Wohnbauten, um die Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg zu lindern. Eine zweite, besonders aktive Bauphase folgte nach dem Zweiten Weltkrieg, in der – trotz Materialknappheit – viele neue Wohnhäuser errichtet wurden. In den 1950er Jahren entstanden viele Anlagen mit ähnlicher architektonischer Handschrift, die bis heute in weiten Teilen erhalten geblieben sind.

Aktuell gibt es am Alsergrund mehr als 50 Gemeindebauten, viele davon gelten als denkmalgeschützt. Zu den bekanntesten zählt der Sigmund-Freud-Hof (1924–1931) in der Gussenbauergasse 5–7, geplant von Franz von Krauß, Josef Tölk und Ludwig Tremmel. Dieser Bau ehrt den berühmten Psychoanalytiker Sigmund Freud. Weitere Beispiele sind der Gallhof (1924–1925) in der Heiligenstädter Straße, benannt nach dem Widerstandskämpfer Matthias Gall, sowie der Karl-Schönherr-Hof (1950–1952) in der Badgasse, entworfen von Karl Ehn – benannt nach dem Arzt und Schriftsteller Karl Schönherr.